Understanding Love – Verliebtheit als Irrtum


»Worauf achten beim ersten Date?« Über diese Frage wurde auf einer bekannten Social-Media-Plattform diskutiert, und unter dem Posting, in dem die Single- und Beziehungscoachin Silke Denk (Dr. Love) zitiert wird, sammelten sich verschiedene Meinungen darüber, was die Red Flags beim ersten Kennenlernen sein könnten. Die Coachin meint, Gespräche über Ex-Beziehungen, Geld, Religion, Themen, die in die Therapie oder den Darkroom gehören, und bestimmte Was-Fragen sollten beim ersten Date unterbleiben. Ein User hielt dagegen und schrieb: „Im Gegenteil: Erst wenn man das obige ansprechen kann und es entspannt bleibt, hat das Kennenlernen Aussicht auf Erfolg. Generell: Bloß nicht auf "Coaches" hören, die machen ihr Geld mit Leichtgläubigen.”

Ich finde, es sollte keine Tabus geben. Je unverkopfter das Gespräch, umso authentischer die Begegnung. 

Dem Zeitgeist angepasst, wäre die adäquate Einstiegsfrage für (m)ein Date, ob der Holocaust das schlimmste Verbrechen der Menschheit war und ob sich das Gegenüber zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennt. Kommt die Antwort nur zögerlich oder zu wohlüberlegt, sollte das Treffen abgebrochen und die Person dem Bundesamt für Verfassungsschutz gemeldet werden.

Auf ihrer Suche nach emotionaler Erfüllung nehmen Menschen Situationen in Kauf, die alles andere als natürlich sind. Begleitet von gesundheitsfeindlichen Symptomen wie Nervosität, Herzrasen, innerer Unruhe, Unsicherheit, Schlaflosigkeit oder Appetitverlust. Ein Date ist in meinen Augen nichts Schönes. Das Stresslevel liegt ähnlich hoch wie bei einer Gerichtsverhandlung, an der die betreffende Person als Beklagter oder Angeklagter teilnehmen muss.

Bei bzw. nach einem persönlichen Kennenlernentreffen stellt sich die Frage, ob der Funke übergesprungen ist oder nicht. Und wenn er überspringt, sprechen die Beteiligten oft erstaunlich schnell von »Verliebtsein«, ohne zu ahnen, dass sie sich womöglich auf dem Irrweg befinden.



Der moderne Single »verliebt« sich online (?)


In den Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende lernten sich Menschen auf direkte, natürlichere Weise kennen. Auf Open-Air-Festivals, in der Dorfdisco oder beim Tanzball. Heute wirkt alles abgestumpfter, aber dennoch effektiv für diejenigen, die sich nach emotionaler und körperlicher Nähe sehnen ( sich verlieben wollen ). Nicht unbedingt nach seelisch-geistiger.

Plattformen wie Tinder versprühen die Wirkung überlaufener Marktplätze, auf denen alle etwas anderes suchen. Die einen wünschen sich langfristige Beziehungen, die anderen schnellen Sex. Wieder andere suchen Fetischpartner, Gleichgesinnte, oder nur jemanden, der die eigene Einsamkeit ausgleicht. 

Ich bin überzeugt, dass ein Mensch erst dann zu einer reiferen, transzendenten Liebe fähig ist, wenn er es ganz und gar mit sich allein aushält.

Wer auf der Suche nach Begegnung verunsichert ist, dem stehen Coaches wie Silke Denk (Dr. Love) zur Seite. Flirt- und Datingerfolge gegen Geld? Ghostwriting, das dem Gegenüber eine falsche Persönlichkeit vorspiegelt? Das Geschäftsmodell „Jetzt Verlieben“ dürfte lohnend sein, denn Singles, die sich nach einer erfüllenden Partnerschaft sehnen, springen zuhauf darauf an. Ich halte davon nichts und würde solche Angebote nie in Anspruch nehmen. Es ist, wie der eingangs erwähnte Kommentierende schreibt, etwas für Leichtgläubige. Ein Modell, das mit Hoffnungen spielt, aber im Kern, ob bewusst oder unbewusst, unreflektiert bleibt.

Sobald ich “verliebt” / “Verliebtsein” lese oder höre, denke ich »Um Gottes Willen«. Automatisch ziehe ich Vergleich zum anspruchslosen Weglassen von Artikeln beim Sprechen. Die breite Masse ist entweder “auf Arbeit”, fährt/fliegt “in Urlaub”, geht “auf Klo” bzw. “auf Toilette” oder zahlt “mit Karte”. Deppendeutsch als akustische Gräueltat. Niemals könnte ich mit einem Menschen zusammensein, der so redet.

Die Krux am »Verliebtsein« liegt im Präfix ver-, der darauf hindeutet, dass die Liebe nicht gefunden, sondern verfehlt wird.






Der philosophische Blick auf die Liebe


Das Philosophieren über Liebe und Erotik führt uns zurück in die Zeit um 416 v. Chr. Eine interessante Quelle der Erkenntnis ist dabei Platons Symposion. Ob es sich um einen rein inszenierten ︎︎︎literarischen Dialog handelt oder um eine tatsächliche Veranstaltung, lässt sich nicht eindeutig sagen. Fest steht: Die Teilnehmer des Gastmahls waren real existierende Personen – namentlich bekannt als Apollodoros und Aristodemos, Phaidros, Pausanias, Eryximachos, Aristophanes, Agathon, Sokrates und Alkibiades – die im Verlauf des Dialogs nacheinander zu Wort kommen, um ihre jeweilige Sicht auf Eros darzulegen. Sokrates galt als spiritueller und geistiger Lehrer Platons. Platon selbst war ein griechischer Philosoph.

Aus einem Essay:

Wenn man über Platons Symposion nachdenkt, wird deutlich, dass dieses Werk nicht nur eine Reihe von Dialogen über die Liebe ist – es ist eine philosophische Untersuchung des Wesens dessen, was den Menschen zu Exzellenz, Schönheit und Weisheit antreibt. Jede Rede, die die Figuren im Dialog halten, trägt zu einem neuen Verständnis der Liebe ( Eros ) als etwas weit Tiefgründigerem als bloßem Verlangen oder Anziehung bei. Ich interpretiere das Symposion als eine Reise, nicht nur eine intellektuelle, sondern auch einen emotionalen und spirituellen Aufstieg zum höchsten Gut. Durch seine Figuren ermutigt uns Platon, hinter die Oberfläche zu blicken und nach einer Liebe zu suchen, die beständig, intellektuell und letztlich göttlich ist.

Der Schauplatz des Symposions ist nicht nur eine einfache Kulisse für den Dialog, sondern trägt eine tiefgreifende Bedeutung. Platons Wahl eines Banketts als Schauplatz für diese Reden ist bewusst. Das Symposion – eine Trinkgesellschaft – war ein zentrales Element des athenischen Gesellschaftslebens und wurde mit Muße, Feier und intellektuellem Diskurs in Verbindung gebracht. In diesem Kontext dient das Treffen in Agathons Haus als Treffpunkt für zwei wesentliche Aspekte des Lebens: Vergnügen und philosophische Reflexion.

Was mich an diesem Kontext besonders fasziniert, ist, wie er die Dualität der Liebe widerspiegelt. Liebe tritt oft auf unerwartete, alltägliche Weise in unser Leben – durch Beziehungen, Anziehung oder sogar zufällige Begegnungen –, nur um dann zu etwas viel Bedeutsamerem zu werden. Das Symposium ist eine Metapher für diesen Prozess: ein gewöhnliches Festmahl, das zu einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz wird. Dieser Kontext unterstreicht auch die Rolle der Gemeinschaft in der philosophischen Auseinandersetzung. Das Festmahl ist keine einsame Angelegenheit, sondern ein gemeinschaftliches Erlebnis, das widerspiegelt, wie Liebe und Weisheit oft durch Beziehungen zu anderen entdeckt werden.

Phaidros' Rede eröffnet die Reihe philosophischer Diskussionen und gibt den Ton für das Folgende vor. Sein Argument ist einfach, aber eindringlich: Liebe ist die älteste aller Götter und der stärkste Antrieb menschlicher Tugend. Er betont, wie Liebe den Menschen dazu bewegt, nach Ehre und Tugend zu streben, insbesondere in Gegenwart des Geliebten. Diese Vorstellung verbindet Liebe mit moralischem und heldenhaftem Handeln und legt nahe, dass der Liebende nicht nur um seiner selbst willen, sondern auch um des Geliebten willen nach seinem besten Selbst strebt.

Was mich an Phaidros' Rede besonders berührt, ist die Idee, dass Liebe nicht bloß Vergnügen oder emotionale Erfüllung bedeutet – sondern das Streben nach Größe. Liebe treibt uns an, über unsere Grenzen hinauszuwachsen, mutig, edel und tugendhaft zu sein, auf eine Weise, die wir sonst vielleicht nicht in Betracht ziehen würden. Gleichzeitig verdeutlicht Phaidros' Fokus auf die Liebe als Triebkraft der Tugend die Spannung zwischen Eigennutz und Selbstaufopferung. Diese Spannung spiegelt ein übergreifendes Thema des Symposions wider: Liebe ist oft ein fragiles Gleichgewicht zwischen egoistischem Verlangen und altruistischer Hingabe. Für Phaidros ist die Liebe die Kraft, die diese Kluft überbrückt und persönliche Zuneigung in ein Streben nach Tugend verwandelt.

Pausanias führt die Ideen des Phaidros weiter, indem er eine entscheidende Unterscheidung zwischen zwei Arten der Liebe einführt: der gewöhnlichen Liebe ( pandemische Liebe ) und der himmlischen Liebe ( uranische Liebe ). Diese Unterscheidung zählt zu den wichtigsten konzeptionellen Beiträgen des Dialogs, da sie die Diskussion über die Liebe in ethische und moralische Kategorien neu ordnet.

Laut Pausanias ist die gewöhnliche Liebe vor allem auf körperliche Anziehung und sinnliches Vergnügen ausgerichtet. Sie wird von unmittelbaren, oft oberflächlichen Begierden getrieben und konzentriert sich auf den Körper statt auf die Seele. Diese Art von Liebe gilt als minderwertig, da sie nur kurzfristige Befriedigung sucht und dem Charakter oder den Tugenden des Geliebten weitgehend gleichgültig gegenübersteht.

Himmlische Liebe hingegen ist edler und intellektueller. Sie richtet sich auf Seele und Geist und hat die moralische und intellektuelle Weiterentwicklung beider Partner zum Ziel. Diese Liebe ist beständig, da sie auf gegenseitigem Respekt, gemeinsamen Werten und der Kultivierung von Tugend beruht. Pausanias argumentiert, dass die himmlische Liebe beide Partner erhebt, indem sie sie dazu anspornt, nach Güte, Weisheit und Selbstvervollkommnung zu streben.

Pausanias' Unterscheidung verdeutlicht für mich eine grundlegende Wahrheit über das Wesen von Beziehungen. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen Beziehungen, die rein auf körperlicher Anziehung beruhen, und solchen, die in tieferen, bedeutungsvolleren Verbindungen wurzeln. Körperliche Anziehung ist zwar ein natürlicher und wichtiger Bestandteil der Liebe, doch sie ist flüchtig und kann ohne ein Fundament aus gegenseitigem Respekt und intellektueller Verbundenheit zu Unzufriedenheit oder gar Verletzungen führen. Himmlische Liebe, wie Pausanias sie beschreibt, ist die Art von Liebe, die Beziehungen über die Zeit trägt, weil sie auf das Wachstum und die Entfaltung der beteiligten Individuen ausgerichtet ist.

Pausanias' Unterscheidung wirft jedoch auch interessante Fragen zum Wesen der Liebe auf. Ist eine Beziehung möglich, die mit gewöhnlicher Liebe beginnt und sich zu himmlischer Liebe entwickelt? Können körperliche Anziehung und intellektuelle Verbundenheit auf gesunde und erfüllende Weise nebeneinander bestehen? Pausanias meint, dass sich Liebe entwickeln kann – und sollte –, doch entscheidend ist, dass sich der Fokus vom Körper auf die Seele verlagert. In diesem Sinne ist Liebe nicht statisch, sondern dynamisch und wandelbar, während sich der Mensch weiterentwickelt und verändert.

Aristophanes' Rede ist wohl die einprägsamste und emotional ergreifendste im Symposion. In seinem Mythos bietet Aristophanes eine poetische und symbolische Erklärung für die menschliche Erfahrung der Liebe. Er erzählt die Geschichte, wie die Menschen in der Antike kugelförmige Wesen mit vier Armen, vier Beinen und zwei Gesichtern waren. Diese Urmenschen waren mächtig, und ihre Stärke bedrohte die Götter. Zur Strafe spaltete Zeus sie in zwei Hälften und schuf so die Menschen, die wir heute kennen. Seitdem suchen die Menschen nach ihrer anderen Hälfte und sehnen sich nach der Wiedervereinigung mit ihrem verlorenen Gegenstück.

Dieser Mythos ist eine kraftvolle Metapher für die Erfahrung der Liebe. Er legt nahe, dass Liebe das Verlangen nach Ganzheit ist, die Sehnsucht, den fehlenden Teil von uns selbst zu finden. Aristophanes' Geschichte spricht das tiefe Gefühl der Unvollständigkeit an, das viele Menschen empfinden, das Gefühl, dass etwas in ihrem Leben fehlt und dass die Liebe der Weg ist, diese Leere zu füllen.

Die Vorstellung, ohne einen anderen Menschen unvollständig zu sein, kann unrealistische Erwartungen in Beziehungen wecken. Sie kann dazu führen, dass wir zu viel Druck auf unsere Partner ausüben, all unsere emotionalen und psychischen Bedürfnisse zu erfüllen. Aristophanes' Mythos lädt uns ein, über das Gleichgewicht zwischen dem Streben nach Ganzheit durch Liebe und dem Erhalt von Individualität und Selbstständigkeit nachzudenken.

Agathons Rede vermittelt ein idealisiertes und poetisches Bild der Liebe. Er beschreibt sie als die jüngste der Götter, voller Schönheit, Anmut und Tugend. Laut Agathon ist die Liebe die Quelle allen Guten und Schönen in der Welt und inspiriert die Menschen, Kunst zu schaffen, nach Weisheit zu streben und die Wahrheit zu suchen. Liebe ist für Agathon nicht bloß ein Gefühl oder ein Verlangen – sie ist die Kraft, die menschliche Kreativität und Exzellenz antreibt.

Agathons Darstellung der Liebe als jugendlich und schön hebt einen wichtigen Aspekt der Liebe hervor: ihre Fähigkeit zu inspirieren. Wenn wir “verliebt” sind, fühlen wir uns oft lebendiger, kreativer und nehmen die Schönheit der Welt um uns herum intensiver wahr. Liebe hat die Kraft, unsere Sinne und unseren Geist zu erwecken und uns zu Höchstleistungen anzuspornen. So unterstreicht Agathons Rede die Rolle der Liebe als Quelle der Inspiration und des Strebens.

Doch während ich über Agathons Rede nachdenke, hinterfrage ich auch die idealisierte Natur seiner Vision. Zwar kann Liebe uns zu Kreativität und Erfolg inspirieren, doch ist sie oft auch kompliziert, chaotisch und schwierig. Agathons Darstellung der Liebe als rein tugendhaft und schön scheint die herausfordernden Aspekte zu übersehen. Liebe ist nicht immer anmutig und erhebend; sie kann auch turbulent und schmerzhaft sein.

Sokrates’ Rede, wie sie in seinem Gespräch mit der Priesterin Diotima überliefert ist, bildet den philosophischen Kern des Symposions. Diotimas Konzept der Liebesleiter bietet eine strukturierte und zugleich besinnliche Sicht auf die Liebe als einen Aufstiegsprozess vom Physischen zum Intellektuellen und Spirituellen.

Laut Diotima beginnt die Liebe mit der körperlichen Anziehung zu einem einzigen schönen Körper. Dies ist die grundlegendste Form der Liebe, aber nicht ihr Endpunkt. Mit zunehmender Reife erkennt der Liebende, dass Schönheit nicht auf eine Person beschränkt ist, sondern in vielen Menschen zu finden ist. Diese Erkenntnis führt zu einem umfassenderen Verständnis von Schönheit im Allgemeinen, das über die körperliche Anziehung hinausgeht und die Schönheit der Seele, die Schönheit des Wissens und letztlich die Schönheit der Weisheit selbst umfasst.

Die höchste Stufe der Liebe ist laut Diotima die Betrachtung der Form der Schönheit – eines ewigen, unveränderlichen Ideals, das alle physischen Erscheinungen übersteigt. Auf dieser Stufe geht es in der Liebe nicht mehr um Begierde oder Besitz, sondern um das Streben nach Wahrheit und Weisheit. Der Liebende, der die Leiter der Liebe erklommen hat, sucht nicht die vergängliche Schönheit des Körpers, sondern die bleibende Schönheit von Geist und Seele.

Diotimas „Liebesleiter“ spricht mich sehr an, weil sie Liebe als einen Weg des Wachstums und der Selbstfindung begreift. Liebe bedeutet in diesem Sinne nicht nur persönliche Erfüllung oder romantische Beziehungen, sondern das Streben nach höheren Wahrheiten. Das körperliche Verlangen nach einem anderen Menschen ist lediglich der erste Schritt auf einem Weg, der zu intellektueller und spiritueller Erleuchtung führen kann.

Was mich an Diotimas Darstellung besonders fasziniert, ist die Idee, dass Liebe kein statischer Zustand ist, sondern ein dynamischer, sich entwickelnder Prozess. Die „Leiter der Liebe“ legt nahe, dass sich unser Verständnis von Liebe mit unserem Wachstum vertieft und dass wahre Liebe nicht Besitz oder Kontrolle bedeutet, sondern das gemeinsame Streben nach Weisheit und Tugend. Diese Sichtweise stellt die gängige Vorstellung von Liebe als etwas Festem oder Endlichem in Frage; sie präsentiert Liebe stattdessen als einen fortwährenden Prozess des Werdens, des Strebens nach tieferem Verständnis und Verbundenheit.

Die Schlussrede des Symposions hält Alkibiades, der betrunken und emotional in das Festmahl platzt, um Sokrates seine Liebe zu gestehen. Alkibiades' Rede ist zutiefst persönlich und steht in scharfem Kontrast zu den abstrakteren und philosophischeren Reden, die ihr vorausgehen. Er beschreibt Sokrates als einen Mann von unvergleichlicher Weisheit und Tugend, dessen innere Schönheit sein äußeres Erscheinungsbild bei Weitem übertrifft.

Alkibiades' Liebe zu Sokrates bleibt unerwidert, was in seiner Rede ein Gefühl der Verletzlichkeit und Frustration erzeugt. Er erzählt, wie er versucht hat, Sokrates zu verführen, aber abgewiesen wurde, und erkennt dabei, dass Sokrates' Liebe nicht körperlich, sondern intellektuell und moralisch ist. Für Alkibiades verkörpert Sokrates die höchste Form der Liebe – eine Liebe, die sich nicht dem Körper, sondern dem Geist und der Seele zuwendet.

Alkibiades' Rede ist eine eindringliche Erinnerung daran, dass Liebe nicht nur ein abstraktes Konzept ist, sondern auch eine zutiefst persönliche und emotionale Erfahrung. Seine unerwiderte Liebe zu Sokrates offenbart die Komplexität der Liebe, insbesondere wenn sie nicht so erwidert wird, wie man es sich wünscht. Sie unterstreicht zudem, dass wahre Liebe nicht auf körperlicher Anziehung oder Begierde beruht, sondern auf Bewunderung und Respekt für den Charakter und die Weisheit des anderen.

Was all diese Perspektiven verbindet, ist meiner Ansicht nach die Vorstellung, dass Liebe letztlich eine Kraft ist, die uns zu etwas Größerem antreibt. Ob es nun das Streben nach Tugend, die Suche nach Harmonie, die Sehnsucht nach Ganzheit oder das Erleben von Weisheit ist – Liebe drängt uns dazu, über uns selbst hinauszuwachsen und nach höheren Wahrheiten zu greifen. In diesem Sinne ist Liebe nicht bloß ein Gefühl oder ein Wunsch – sie ist ein Weg zu Weisheit und Selbsterkenntnis.




Kurzer Exkurs zu Schopenhauer


Während Platon im Symposion Liebe als Weg zur Erkenntnis und seelischen Erhebung beschreibt, schlägt Schopenhauer eine ganz andere Richtung ein. Für ihn ist das, was wir als „Verliebtheit“ und „Liebe“ erleben, kein geistiges Streben, sondern Ausdruck des blinden, durchwirkenden Willens zum Leben. In Schopenhauers Augen geht es nicht um Nähe, Gefühl oder Harmonie, sondern darum, dass Natur sich fortsetzt. Dabei ist die Wahl eines bestimmten Menschen nicht romantisch, sondern zweckgerichtet.

Schopenhauer schreibt: „Was im individuellen Bewußtsein sich kundgibt als Geschlechtstrieb überhaupt und [noch] ohne die Richtung auf ein bestimmtes Individuum des andern Geschlechts, das ist... der Wille zum Leben schlechthin. Was aber im Bewußtsein erscheint als auf ein bestimmtes Individuum gerichteter Trieb, das ist... der Wille, als ein genau bestimmtes Individuum zu leben ... Daß dieses bestimmte Kind erzeugt werde, ist der wahre, wenngleich den Teilnehmern unbewußte Zweck des ganzen Liebesromans. Wie laut auch hier die hohen und empfindsamen, zumal aber die verliebten Seelen aufschreien mögen, über den derben Realismus meiner Ansicht; so sind sie doch im Irrtum. Denn, ist nicht die genaue Bestimmung der Individualitäten der nächsten Generation ein viel höherer und würdigerer Zweck, als jener ihre überschwänglichen Gefühle und übersinnlichen Seifenblasen?“

Schopenhauer verwebt auch treffend Sexualität mit kriminellem Verhalten: „Endlich verträgt sich die Geschlechtsliebe sogar mit dem äußersten Haß gegen ihren Gegenstand, daher schon Platon sie der Liebe der Wölfe zu den Schafen verglichen hat. Der Haß gegen die Geliebte, welcher sich dann entzündet, geht bisweilen so weit, daß er sie ermordet.” Dazu heißt es: Der Zusammenhang zwischen Psychosexualität und Verbrechen ist in der Tat ein inniger und tiefer, und immer mehr gelingt es unserer Wissenschaft, auch die verborgensten Zusammenhänge zwischen diesen beiden Gebieten menschlicher Irrungen und Wirrungen an den Tag zu bringen. Es ist das Verdienst des psychiatrisch durchgebildeten Staatsanwalts Erich Wulffen, mit Meisterhand das Bild des Sexualverbrechers gezeichnet zu haben. Mit der Schöpfung des Typus des Sexualverbrechers knüpft Wulffen unmittelbar an das große Werk Lombrosos an, dessen Gedanken durch Wulffen eine Fortsetzung und Vertiefung erfahren.




INTIMACY DOESN’T START with SEX


Real intimacy starts with feeling safe in someone’s presence. It starts with being seen in your rawest form and being accepted with softness. It’s in the late-night soul sessions that diminish your fears. It’s the honesty of secrets being on display without fear of being judged for your past. It’s showing up as you are and being loved for that. It’s in the small moments, too. The “I’m here for you” without you needing to ask. The belly laughs, the smiles that never leave your face, or the things they remember that you’d thought they’d forget.

Real intimacy isn’t just physical; it’s emotional, spiritual, and mental. It’s when someone stands by you through your lowest moments, not just when you’re glowing. It’s someone who listens, not just to your words, but to your silence. It’s knowing you can fall apart and still be held with care. It’s not wanting to fix someone, but just wanting to love them through it. It’s knowing you can’t heal them, but you can guide them to it. Real intimacy is patience, trust built, and vulnerability to be. It’s love that doesn’t need to be earned. It’s when your soul can rest because it’s found its home. It’s when someone can see you, all of you, and stay.


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