Untugenden der Deutschen Justiz und Verwaltung
In einer Reihe außergewöhnlicher Zeichnungen des Künstlers Andreas Noßmann vermag der Berichterstatter schon deshalb ein geeignetes Instrumentarium zur Spiegelung von Missständen erkennen, weil im Klappentext das Wort »vermag« enthalten ist: “In provokanten, ironischen, teils auch erschütternd brutalen Bildern vermag er dem allgegenwärtigen Thema der lasterhaften Charaktereigenschaften wie Hochmut, Ruhmsucht, Arroganz oder Stolz Ausdruck zu verleihen. Im Hinblick auf das Tagesgeschehen ein aktuelles Thema.”
Vermag — das ist Richtersprech, über den der Berichterstatter schmunzeln kann, er liest es häufig in Urteilen oder Gerichtsbeschlüssen. Es passt einfach.
Ganz und gar nicht schmunzeln kann er über Untugenden des Deutschen Justiz- und Verwaltungswesens. Was Noßmann ausdrucksvoll in seinen Bildern über »Menschen« als singuläre und gesellschaftliche Wesen verhängt, überträgt der Berichterstatter (sich gleichzeitig zu eigen machend) auf das menschliche Wesen deutscher Justiz- und Verwaltungsstrukturen. Wie sähen Eitelkeit, Arroganz, Selbst- und Ruhmsucht in deutschen Gerichten, Ämtern und Verwaltungen aus, würden sie gezeichnet werden? Dies zu betrachten, ist Teil der Interpretation und Berichterstattung von Buckminster NEUE ZEIT. Hier und auf dem Haupttelemedium. Welche Folgen haben Hochmut und Ignoranz? Wie wirken Stolz, Feigheit und Missgunst? Und welche Gefühle lösen Arroganz und Eigennutz aus?
الكِبْرُ بَطَرُ الْحَقِّ وَغَمْطُ النَّاسِ
“Die Bedeutung lautet: Der Hochmut ist das Zurückweisen der Wahrheit und das Verachten der Menschen. Es gibt zwei Arten von Hochmütigen. Die einen weisen die Wahrheit zurück, obwohl sie wissen, dass das, was sie zurückweisen, die Wahrheit ist. Sie machen dies, weil derjenige, der die Wahrheit spricht, jünger ist oder weniger Ansehen hat. So sieht es der Hochmütige für sich als schwer an, die Wahrheit von ihm zu akzeptieren. Zur zweiten Art der Hochmütigen gehört die Person, die sich als etwas Besonderes gegenüber den anderen Menschen sieht, sodass dieser Hochmütige sich selbst als vollkommen sieht.”
Die Bildreihe Noßmanns hält noch weitere Sünden bereit. Wie erstaunlich aktuell das Thema (wieder) ist, zeigt die am 01. April 2023 eröffnete Ausstellung der “Sieben Todsünden” von Andreas Noßmann im Kloster Kamp (Kamp-Lintfort) noch bis zum 01.11.2023. Kloster Kamp ist ein geistliches, kulturelles und spirituelles Zentrum in Nordrhein-Westfalen. Eine Anlage —wie es aus der Ferne wirkt — von besonderer Güte und Schönheit. Ein Ort, zu dem die Seele sich hingezogen fühlen kann.
“Aus Anlass des Jubiläums »900 Jahre Kloster Kamp« zeigen wir derzeit im Gewölbe direkt unter dem Rokokosaal Andreas Noßmanns Zyklus "Die 7 Todsünden".
Dieser Blick auf Hoffen und Bangen nicht nur des mittelalterlichen Menschen sondern auch auf die Verstrickungen und Verzweiflungen von uns Zeitgenossen dürfte zu denken geben.
Zur Eröffnung am 1. April hielt Pfr. Joachim Brune (Kamp-Lintfort) eine Ansprache: “[...] wir konnten die Bilder innerhalb von gut drei Stunden sinnvoll platzieren und auch hängen, was angesichts der recht schroffen und selten lotgerechten Wände nicht immer einfach war. Ja, aber was soll man auch von gut 900 Jahren alten Klostermauerwänden anderes erwarten? Dennoch, aller Widrigkeiten, Wandschrägen und schiefen Bodenverläufen zum Trotz, wirkt die Hängung in diesen Räumlichkeiten doch sehr gelungen und passend. Hier fühlt sich anscheinend jede Sünde wohl!“
“Das ist „verstörend, provokativ [und] vor allem: notwendig”. Ich habe die Hoffnung, dass wir, wenn wir uns darauf einlassen, wachsen werden. Die Wüste, ein Ort des Alleinseins. Da kann man nicht ausweichen. Da ist man auf sich selbst zurückgeworfen. Da geht man wie von selbst in die eigene Tiefe. Da lernt man sich kennen.”
“So bietet er (Noßmann) gewissermaßen eine „Peepshow“ der Seele — und damit eine schonungslose Offenlegung dessen, was uns Menschen, unsere Gesellschaft, ja unsere Vorstellungswelt ausmacht und vielleicht manchmal zu viel prägt. Wer innerlich reifen möchte, wer in die Tiefe gehen möchte, wer „dahinterschauen“ möchte, der ist hier richtig. Es lohnt sich, genau hinzuschauen und genau zu beobachten. Es gibt viel zu entdecken! So wünsche ich uns allen viele herausfordernde und provokative Eindrücke, die zu einer tiefen und ehrlichen Wahrnehmung unseres Selbst führen!”
© 1986-2023 Copyright – Andreas Noßmann (Bilder aus der Kollektion “7 Todsünden”)
Frei interpretiert und stellenweise textlich editiert von Buckminster NEUE ZEIT.