Pizzagate


Der Bundesgesundheitsminister Lauterbach (oder ein Doppelgänger von ihm) sorgte ab dem späten Sonntagabend für einen Bildeklat auf X. Der Stern und das Schweizer Portal “Blick” berichteten. Faktenchecker sprangen an.

In dem Post hieß es:

“Heute ging der Parteitag von @GrueneBundestag @Die_Gruenen in Karlsruhe zuende.
Wie die Bildzeitung berichtet, gab es Pizza. Dieses Foto hat mir soeben jemand anonym zugespielt.”

Dazu das Bild:



Der Post ging steil, die X-Community fühlte sich angesichts dieser “verfressenen Dekadenz und Unordnung” mächtig getriggert. Stand heute erhielt der Post über 230.000 Impressionen, über 3.000 Zustimmungen, über 500 Kommentare und 123 Lesezeichen.

Die auf die Schippe genommene Partei sah sich zunächst zu einem Statement veranlasst und wies das Foto als “absurd” zurück.

Der Stern kommentierte in seinem Artikel:

“Vermeintliches Pizza-Chaos der Grünen sorgt in sozialen Medien für Wut – das steckt dahinter”

Das angeblich vom Grünen-Parteitag stammende Bild zeigt ein gewaltiges Chaos © Unbekannt

Kurz nach dem Grünen-Parteitag sorgt ein Bild von vermeintlich achtlos hinterlassenen Pizzen für Ärger.

Und für jede Menge Häme.

Es ist ein Bild, das einen fassungslos macht – und das offenbar auf sehr unterschiedliche Weisen. Umgeben von Logos der Grünen und farblich passendem Dekor liegen jede Menge achtlos hingeworfene Pizzakartons, größtenteils noch mit Inhalt, in einer Messehalle. Obwohl das angeblich von der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen stammende Bild offensichtlich nicht echt ist, wird es nun für Attacken auf die Partei genutzt. Und von einigen Nutzern noch weiter auf die Spitze getrieben.

Der genaue Ursprung des Bildes ist nicht bekannt, spätestens ab Montagmorgen verbreitete es sich aber schnell in sozialen Netzwerken wie X/Twitter. Meist versehen mit hämischen Kommentaren. "Food Waste ist für die grünen Narren auch ein wichtiges Thema", lästerte etwa ein Nutzer. Andere stichelten ebenfalls über die vermeintlichen Nachlässigkeiten bei der Nachhaltigkeit.

[...]

Die Reaktionen im Netz fielen enorm gespalten aus. Während sich die Grünen-Gegner echauffierten und teilweise selbst nach den Fake-Hinweisen lästeterten, dass das Pizza-Chaos trotzdem zur Partei passe, machten sich andere schlicht darüber lustig. Das Bild sei eine Verhamlosung, witzelte etwa Stephan Dörner. "Das waren die wahren Zustände" postete er zu einem Bild, in dem eine Welle von Pizzen Berlin unter sich begräbt. Eine Nutzerin trieb es noch weiter: Sie habe in Karlsruhe beobachtet, wie Hitler persönlich die Pizzen in einer grünen Rikscha geliefert habe. "Das wars, liebe Grüne."

[...]

Am Ende versuchte auch die Partei selbst zu punkten. "Die Bundesgeschäftsstelle am Montag nach der BDK", postete die Partei bei X. Und zeigte dazu ein Bild, in dem auch die mit einem Pizza-Banner geschmückte Parteizentrale mit Pizzastücken überflutet wurde.” (Humor bewiesen)

Fast 500.000 Impressionen sammelte die durchaus humorvolle Antwort der Bundespartei auf X. Unter dem Post stehen viele lobende Kommentare (auch bekannter Accounts), u.a. heißt es dort:

“Danke! Das möchte ich von euch sehen. Die Angelegenheit mit Gelassenheit und Humor nehmen, statt frustriert und bissig. Sehr schön. Gut gemacht! Und jetzt bestelle ich mir eine Pizza.”


Was hat es mit dem Chaos-Bild auf sich?

- das Foto ist zu 99% KI-generiert
- nichts davon wurde handwerklich gestaltet
- ggf. sind einzelne Blumen auf der Messewand nachträglich hinzugefügt worden (nur eine Vermutung)
- es kommt auf die Illusion an, die der unbekannte Autor möglichst realitätsnah entstehen lässt

Effekt: sogar “vernünftigere” Menschen, die das Bild als “Fake” identifizieren, lassen sich von der Welle mitreißen und teilen das Foto aus Spaß und Freude an der Illusion; wieder sind Hunderte/Tausende Nutzer reingefallen (viele eben auch bewusst).

Der Urheber ist in diesem Fall der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bzw. seine Imitation mit entsprechendem Handle bei X. Obwohl das nicht ganz stimmt, denn der Urheber hat das Bild gar nicht entworfen, sondern lediglich mit Worten entwerfen lassen. Eine Zusammenarbeit von Mensch und Künstlicher Intelligenz. Der Mensch liefert die Beschreibung des Bildes mit Worten, die Künstliche Intelligenz entwirft etwas. Das Bild generieren zu lassen ist eine Sache von maximal 30 Sekunden. Die Herausforderung besteht eher darin, genau solche Worte einzugeben, die dann ein Foto entstehen lassen, das man für echt halten könnte. Geschulte Augen halten es selbstverständlich nicht für echt. 

Vergleichbar mit diesen Bildern (100% KI-generiert):



Überspitzt dargestellt:


Anderes Beispiel: Die Justiz als Henker

Wer den deutschen “Rechtsstaat” als terrorisierend empfindet, und überwiegend nur negative Erfahrungen mit ihm gemacht hat, könnte geneigt sein, die Justiz als Henker zu portraitieren. Weit entfernt von (damaliger) Realität ist das nicht. Bei solchen Motiven stößt die KI an Grenzen, da sie beispielsweise das “Landgericht Berlin” nicht erkennt und nicht das dazu passende Gebäude generieren wird. Auch hat sie Schwierigkeiten Gesichter abzubilden. Die Anmutung ist dennoch interessant... Richter, die geltendes Recht missachten, die willkürlich richten oder politisch motivierte Urteile fällen, sind nichts anderes als verachtenswerte Henker. 





Ofarimgate, ein Prozess geht zu Ende


Das Unerwartete ist eingetreten, Gil Ofarim hat heute im Landgericht Leipzig gestanden, den Antisemitismusvorwurf gegen das Westin Hotel seine Mitarbeiter erfunden zu haben. Es heißt, es habe nach dem 5. Verhandlungstag Gespräche mit Richtern, Staatsanwaltschaft, Angeklagten und Anwälten gegeben. Möglicherweise gab der Richter dem Angeklagten zu verstehen, dass eine Verurteilung immer wahrscheinlicher wird. Das hätte angesichts der Schwere der Taten sicherlich eine Eintragung in das Vorstrafenregister/polizeiliche Führungszeugnis bedeutet. Im Falle einer Verurteilung wäre der Schaden für Ofarim also noch größer gewesen. Und er hätte keine zweite Tatsacheninstanz mehr gehabt. 

Der zuständige Richter Dr. Andreas Stadler hat Verhandlungsgeschick bewiesen und der Wahrheit den Weg geebnet. Man muss den Richter (und seine Kammer) trotz anfänglicher Skepsis wirklich loben. Es ist weit mehr als nur eine “Verfahrenseinstellung”, wie viele nun beklagen. Sicherlich war das Geständnis Teil des Deals. Anders hätte der Geschädigte W. gar nicht richtig rehabilitiert werden können.

Der Richter hat Raffinesse in folgenden Punkten bewiesen:

1.) Er hat die Wahrheit ans Licht geführt, etwas Besseres als ein Geständnis, das glaubhaft ist, gibt es nicht

2.) Die Gesellschaft hat Gewissheit über Ofarims Lüge, sie ist befriedigt

3.) Das Westin Hotel Leipzig und der verleumdete Hotel-Mitarbeiter sind mit einem Schlag rehabilitiert

4.) Ofarim zahlt mit 10.000,00 € viel Geld für seine Lüge (zahlbar innerhalb von 6 Monaten) 

5.) Die Zahlung erfolgt z.T. zugunsten der Jüdischen Gemeinde in Leipzig, die damit (auch symbolisch) schadfrei gehalten wird; damit kommt der Richter pauschalierenden Vorwürfen gegen Jüdinnen und Juden zuvor, die sich trotz des Prozessvergleichs unmöglichen Schuldzuweisungen ausgesetzt sehen könnten à la “ihr Juden seid Lügner”; mit der an eine Jüdische Gemeinde gerichteten Zahlung signalisiert der Richter, dass unbeteiligte Jüdinnen und Juden auch Leidtragende dieser komplexen Lügengeschichte eines einzelnen Menschen sind, sie erhalten Entschädigung, ein kluger und besonnener Schachzug des Richters

6.) Der Geschädigte W. erhält Schmerzensgeld in noch unbekannter Höhe (hoffentlich 5-stellig)

7.) Aus sämtlichen “Verlierern” des Prozesses sind Gewinner geworden

Ofarim, der für den Strafprozess 4 Rechtsanwälte beschäftigt hat, wird für seine Rechtsverteidigung vermutlich ein Vermögen zahlen. Über ihn und seine Tat soll hier gar nicht viel mehr geschrieben werden. Nur eins noch: Hätte Gil Ofarim auf die Zeichen des Universums gehört, wäre das Video nie veröffentlicht worden. Das Universum schrie ihn förmlich an. Noch mehr schreien ging gar nicht. Am Abend des vermeintlichen Vorfalls im Hotel, soll Instagram komplett down gewesen sein. Ofarim wollte sein Video gerade veröffentlichen. Die Plattform, auf die er es stellen wollte, funktionierte aber nicht. Das war das Zeichen.

Das Universum ist intelligent. Es irrt nie.


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