Morbide Blüten – Vergängliche Schönheiten des Friedhofs
An einem frostigen Samstagmorgen im November bot sich den Besuchern eines Berliner Stadtfriedhofs ein unerwarteter Anblick. Vor der malerischen Kulisse des Kunstzentrums Buckminster NEUE ZEIT, das sich auf dem Gelände befindet, lagen in einem der Friedhofskörbe üppige Blumengestecke, prachtvolle Kränze und eine dekorierte Staffelei – alles achtlos entsorgt. Es war, als hätte der Glanz einer bewegenden Abschiedszeremonie keine Bedeutung mehr. Die Szene erzählte von einer Trauerfeier, die nur kurz zuvor stattgefunden haben musste. Es schien ein besonders geliebter Mensch gewesen zu sein, denn der Blumenschmuck hätte leicht für drei Beisetzungen gereicht. Aus unerfindlichen Gründen war die Grabstelle bereits abgeräumt – fortgeschafft die Blumen, die ihrem Schicksal überlassen wurden: Weggeworfen, vergessen, entwertet. Wer diesen Ort in den darauffolgenden Stunden passierte, hätte wohl kaum etwas anderes gesehen als "Müll". Doch wo die meisten anderen nur Vergänglichkeit wahrnehmen, sah der Berichterstatter Schönheit und eine zweite Chance. Was folgte, war eine mehrstündige Rettungsaktion: Mit Hingabe und Sorgfalt befreite er rund 70 Prozent der Blumen aus ihrem Wegwerfschicksal, um sie neu zu arrangieren, zu fotografieren und – zumindest für kurze Zeit – am Leben zu halten.
Berlin, am 19.11.2024 © Buckminster NEUE ZEIT